Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Romanistik

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Romanistik | Karten-Collagen "As jangadas de pedra"

Karten-Collagen "As Jangadas de Pedra"

Das Projekt "As Jangadas de Pedra" von Bri Newesely wurde vom Institut für Romanistik im Sommer 2021 mit einem Preis ausgezeichnet und für die grafische Gestaltung der neuen Internetpräsenz ausgewählt.

Projektbeschreibung - Gesamtansicht der Karten-Collagen


 

As Jangadas de Pedra

 Konzeptionelle Beobachtung der (Migrations)-Welt: Ein virtueller Spaziergang durch den Traum einer neuen Kartographie. Kontinentverschiebungen – wie steinerne Flöße - lassen neue (linguistische) Verbindungen entstehen und setzen sich über Sprach- und Landesgrenzen hinweg.

Die Karten der romanischsprachigen Länder mit dem Titel "As jangadas de pedra" verweisen auf José Saramago (1922-2019), in dessen Roman Das steinerne Floß (portugiesischer Originaltitel: A Jangada de Pedra) (1) sich die Iberische Halbinsel von ihrem bisherigen Standort löst und auf eine große Reise geht. Die Welt, wie wir sie heute kennen, ist in ständiger Bewegung, die Menschen, ihre Standorte und Sprachen ändern sich ständig. Dafür steht auch das Institut für Romanistik der Humboldt-Universität Berlin, das Antworten auf diese Fragen finden will.

Was würde passieren, wenn sich die Iberische Halbinsel vom Rest Europas losreißen und wie ein Floß in den Ozean hinaus treiben würde? (2) Können Kontinente migrieren? Nehmen wir unsere Heimat an den Schuhsohlen mit? (3) Als Migration wird eine auf Dauer angelegte räumliche Veränderung des Lebensmittelpunktes verstanden. Migration ist ein die Menschheitsgeschichte durchziehendes, erdumspannendes Geschehen: Verbreitete und historisch wiederkehrende Motive für den dauerhaften Ortswechsel sind die Aussicht auf bessere Siedlungs- und Erwerbsmöglichkeiten, auf Zufluchtsorte bei Kriegen und Naturkatastrophen oder –neuerdings– im Zuge der globalen Erwärmung. Bedingt durch regionale Instabilität, Globalisierung, und Einschränkung persönlicher Rechte nimmt das Migrationsgeschehen an Komplexität zu. Eine weitere Inspiration ist das Viertel „Cerro“ in Montevideo, zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Heimat der Neuankömmlinge. Hier versammelten und versammeln sich diejenigen aus aller Welt, die die Überfahrt riskierten und von Uruguay aufgenommen wurden. Die Straßen vom Viertel bis zum Meer, die nach fernen Ländern benannt sind, (4) kreuzen sich und geben den Ecken eine neue Geografie, in der sich plötzlich Staaten nebeneinander befinden, die kartografisch weit voneinander entfernt sind. Diese fantastischen Landschaften ermöglichen Nähe und neue Nachbarschaften zwischen Ländern, die alten Grenzen und trennenden Ufer verschwinden. So wie so viele Bewohner des Rio de la Plata-Deltas später zu Zeiten der Diktaturen den Ozean in die andere Richtung überquert haben und in europäischen Ländern aufgenommen wurden, versuchen nun andere, über das Mittelmeer in die Europa zu gelangen. Wurden Landbrücken helfen? Welche neuen Kartographien brauchen wir heute?

Was aber genau klebt dem Entwurzelten an den Schuhsohlen? Heimat meint doch immer Besitz als die „Besetzung“ eines Ortes. Es geht nur mit Poesie und ihrer Sprache: die Landschaft wie bei den alten Griechen metaphorisieren, um sie „exemplarisch“ abschreiten zu können, sie „immer benennen“. Nur so bleibt sie real als ein „Ort, wo wir leben“. Damit entfällt auch der Drang, sie „besitzen“ zu müssen. Die Vertreibung aus dem Paradies hat im Bewusstsein sichere Spuren hinterlassen, abzulesen an den eigenen Schuhsohlen. Sie legen auch die Fährte für den Rückweg. Deshalb ist es gut, jene „Heimat“ immer bei sich zu haben, am besten mit dem ganzen Kontinent.

Bri Newesely 2021


(1) Vgl.: José Saramago: A Jangada de Pedra. Lissabon: Ed. Caminho 1986 Dt.: Das steinerne Floß. Übers. v. Andreas Klotsch. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1997. 1998 wurde José Saramago der Nobelpreis für Literatur verliehen.
(2) Vgl.: Kian-Harald Karimi: "Wir sind alle Iberer – Der Traum von einer transatlantischen Zukunft jenseits der Europäischen Union". In: Yvonne Hendrich/Alexandre Pereira Martins (Hg.): Fokus Portugal: Eine Standortbestimmung / Refletir Portugal. Ontem, hoje e amanhã. Hamburg: Dr. Kovac 2018, 329–350.
(3) Diese gar nicht rhetorische Frage nach Heimat und Vaterland durchzieht das gesamte Werk des Dichters Johannes Bobrowski (1917-1965), ein deutscher Lyriker und Erzähler.
(4) Zum Beispiel Japan/Chile; Belgien/Patagonien; China/Dänemark; Peru/Portugal; Polen/Mexico; Frankreich/Cuba...


 

Karten-Collagen

 Im Folgenden sind die acht Collagen, aus denen die Ausschnitte auf der Institutswebsite entnommen sind, vollständig dargestellt. Es lohnt sich, genau hinzusehen - durch Anklicken wird jede einzelne Collage wird vergrößert dargestellt, so dass auch Details der Karten erkennbar werden.

 

"As jangadas de pedra", Karten-Collage 1
Bri Newesely, "As jangadas de pedra", Karten-Collage 1

"As jangadas de pedra", Karten-Collage 2
Bri Newesely, "As jangadas de pedra", Karten-Collage 2

"As jangadas de pedra", Karten-Collage 3
Bri Newesely, "As jangadas de pedra", Karten-Collage 3

"As jangadas de pedra", Karten-Collage 4
Bri Newesely, "As jangadas de pedra", Karten-Collage 4

"As jangadas de pedra", Karten-Collage 5
Bri Newesely, "As jangadas de pedra", Karten-Collage 5

"As jangadas de pedra", Karten-Collage 6
Bri Newesely, "As jangadas de pedra", Karten-Collage 6

"As jangadas de pedra", Karten-Collage 7
Bri Newesely, "As jangadas de pedra", Karten-Collage 7

"As jangadas de pedra", Karten-Collage 8
Bri Newesely, "As jangadas de pedra", Karten-Collage 8