Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Romanistik

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Die Romanistik an der HU und ihre Vernetzung mit anderen Berliner Forschungsinstitutionen

Grundlagen - Die HU-Romanistik und das Ibero-Amerikanische Institut - GRK "Zwischen Räumen" - Aktuelle Kooperationen


Grundlagen der Beziehungen der HU-Romanistik im 20. Jahrhundert

Das Verhältnis zwischen dem Institut für Romanistik der Humboldt-Universität und den Berliner Akademien und Institutionen hatte im 20. Jahrhundert eine bewegte Geschichte. Genauso wie bei anderen geisteswissenschaftlichen Disziplinen spielte der sozioökonomische und politische Kontext Berlins eine grundlegende Rolle.

Während der Zeit, in der die Universität zur DDR gehörte, war die Forschung im Bereich der Romanistik an der HU vor allem vom Einfluss der Akademie der Wissenschaften der DDR abhängig. Seit 1961 wurden die damaligen Beziehungen zwischen der Humboldt-Universität und der Freien Universität eingestellt. Die DDR-Romanistik litt lange Zeit unter der Marginalisierung gegenüber westdeutschen Institutionen und dem beschränkten Zugang zu Materialien, die von der SED zensiert oder verboten wurden.

Aus diesem Grund war die Wiederbelebung der Beziehungen zu anderen Berliner Akademien und Institutionen nach der Wende 1989 von entscheidender Bedeutung. Einerseits gewann die Romanistik der HU als Forschungsstandort gegenüber den Akademien wieder an Bedeutung. Andererseits und trotz der Haushaltszwänge, denen das Institut in dieser Zeit unterlag, wurde die Romanistik durch den Zugang zu westlichen Materialien und vor allem durch den intensiven Austausch und die Zusammenarbeit bereichert. Heute hat sich ein lebendiges Kooperationsnetzwerk entwickelt, das von Vorlesungen und der gemeinsamen Begutachtung von Abschlussarbeiten und Promotionen bis hin zu Forschungsprojekten und institutionellen Kooperationen in der Berlin University Alliance reicht.

Ein sehr anschauliches Beispiel unter den zahlreichen Kooperationen des Instituts für Romanistik der HU ist die Zusammenarbeit zwischen der HU - Romanistik, dem Lateinamerika-Institut (LAI) der FU und dem Ibero-Amerikanischen Institut (IAI) im Bereich der Lateinamerikanistik.

 


Die Humboldt Universität und das Ibero-Amerikanische Institut

Das Ibero-Amerikanische Institut (IAI) wurde 1930 gegründet und war damals wie heute „ein disziplinübergreifendes Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit und des akademischen sowie kulturellen Austausches mit Lateinamerika, der Karibik, Spanien und Portugal.” Es wurde 1962
in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eingegliedert und hat seine Niederlassung seit 1977 in der Potsdamer Straße neben der Staatsbibliothek. Als Informations-, Forschungs- und Kulturzentrum finden hier sowohl wissenschaftliche Veranstaltungen und Tagungen als auch kulturelle Tätigkeiten wie u.a. Konzerte, Filmvorführungen und Gespräche mit Schriftsteller:innen statt. Deswegen war und ist das IAI ein Treffpunkt für Studierende und Forschende der Romanistik nicht nur aus Berliner Universitäten, sondern auch aus akademischen Instituten von Hispanist:innen auf der ganzen Welt.

Wegen des umfangreichen Archivs und der Förderung der kulturellen und wissenschaftlichen Vernetzung mit Ländern, in denen Spanisch oder Portugiesisch gesprochen wird, hat das IAI eine große Bedeutung für die Romanist:innen an der Humboldt Universität, im Besonderen für die Hispanist:innen und Lusitanist:innen. Als Hispanist des Instituts für Romanistik hatte Prof. Dr. Dieter Ingenschay eine Hauptrolle in der Verknüpfung von beiden Institutionen. Er hat das Forschungsnetzwerk Lateinamerika Berlin – Brandenburg (ForlaBB) unterstützt und daran teilgenommen. Diese Initiative wurde im Mai 2000 vom IAI gegründet und hatte das Ziel, die Vernetzung der Lateinamerika-bezogenen Forschung in der Region zu verbessern. Nach der ersten Fachtagung im Oktober 2000, deren Ergebnisse im von Gregor Wolf herausgegebenen Sammelband Die Berliner und Brandenburger Lateinamerikaforschung in Geschichte und Gegenwart. Personen und Institutionen (Berlin: WVB 2001) vorliegen, haben Ringvorlesungen zwischen den Jahren 2003 und 2007 stattgefunden, aus denen drei Sammelbände hervorgegangen sind. Zudem wurde das bemerkenswerte Kolloquium „VII Simposio Internacional de Minificción” im Jahr 2012 vom IAI und der HU durchgeführt. Daraus entstand der Sammelband MicroBerlín. De minificciones y microrelatos (Madrid: Iberoamericana/Vervuert, 2015).

Als Gründungsmitglied der Gesellschaft der Freunde des Ibero-Amerikanischen Instituts konnte Prof. Dr. Ingenschay Veranstaltungen unter dem Titel „Lateinamerikanisches literarisches Terzett“ am IAI organisieren. Dabei hat er zwei Mal pro Jahr neben dem Publizisten Peter Schumann Übersetzer:innen, Literaturwissenschaftler:innen und Verleger:innen eingeladen, um über literarische Neuerscheinungen und lateinamerikanische Literatur zu diskutieren. Die besprochenen Themen waren u.a. die brasilianische, kubanische und argentinische Literatur, die Übersetzung aus dem Spanischen und Portugiesischen ins Deutsche, das Werk von Autoren wie Juan Carlos Onetti, Carlos Fuentes, Gabriel García Márquez sowie besondere Literaturgattungen wie Kriminalromane in Lateinamerika.

 


Graduiertenkolleg „Zwischen Räumen. Bewegungen, Akteure und Repräsentationen der Globalisierung“

Anfang der 2000er Jahre entwickelte die damals frisch an das Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin berufene Soziologin Marianne Braig die Idee für ein deutsch-mexikanisches Graduiertenkolleg. Dank einer Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) konnte dieses Graduiertenkolleg im Jahr 2010 seine Arbeit aufnehmen. Unter dem Titel Zwischen/Räumen. Entre/Espacios beschäftigen sich die Beteiligten aus Berlin, Potsdam und Mexiko-Stadt mit dem transnationalen und interdisziplinären Forschungsfeld der Globalisierung. Dabei geht es um Bewegungen zwischen den Regionen der Welt unter historischen sowie aktuellen Gesichtspunkten. Im Fokus stehen Gloablisierungsprozesse seit dem 15. Jahrhundert und ihre Relevanz für Lateinamerika. Auf Seiten der Humboldt-Universität war zunächst der Romanist Prof. Dr. Dieter Ingenschay Mitantragsteller. Aus dem Graduiertenkolleg gingen von 2010 bis 2018 insgesamt 122 ausgebildete Doktorand*innen aus beiden Ländern sowie 198 Publikationen aus Teilprojekten hervor. Seit 2020 wird ein neues deutsch-mexikanisches Graduiertenkolleg unter dem Thema „Temporalities of the Future“ / „Temporalidades del Futuro“ von der DFG gefördert.

 


Aktuelle Kooperationen

Seit 2017, als Prof. Dr. Jörg Dünne die Nachfolge von Prof. Dr. Dieter Ingenschay am Institut für Romanistik der HU Berlin übernommen hat, wird die Kooperation mit dem Iberoamerikanischen Institut und dem Lateinamerika-Institut fortgeführt und um neue Schwerpunkte ergänzt, die sich insbesondere auf Argentinien und den „Cono Sur“ beziehen. Ein Beispiel für diese Kooperation ist die digitale Vortragsreihe SUR die Jörg Dünne und Monika Raič gemeinsam mit Susanne Klengel vom LAI und und Barbara Göbel vom IAI sowie in Kooperation mit den Universitäten Bielefeld und Wuppertal erstmals im Wintersemester 2020/21 organisiert haben.

 


Verwendete Quellen:

Geschichte des IAI

Veranstaltungsarchiv des IAI

Publikationen des IAI

 


Juan Gabriel Bocanegra Valero, Meret Raeker & Angela Zambrana Berbetti