Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Romanistik

Geschichte des Instituts für Romanistik

Die folgenden Ausführungen zur Geschichte der Romanistik an der HU Berlin wurden im Wintersemester 2021/22 von den Teilnehmenden eines Masterseminars erarbeitet (die Endredaktion erfolgte durch die beiden Seminarleiter Jörg Dünne und Lorenzo Filipponio).

Chronologie mit Links zu einzelnen Themenschwerpunkten - Überblick über einzelne Themenschwerpunkte


Chronologie

  • Bereits bei Gründung der Universität zu Berlin im Jahr 1810/11 ist unter den „Neueren Sprachen und Literaturen“ auch die Romanistik im Vorlesungsverzeichnis vertreten.
  • Ab den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts wird Romanistik u.a. im Rahmen des Extraordinariats von Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt (1821-1831) sowie des Ordinariats von Victor Aimé Huber (1843-51) gelehrt; von 1851-67 folgt ein Interim, in dem Romanistik ausschließlich durch Lektoren unterrichtet wird.
  • 1867 wird Adolf Tobler aus der Schweiz nach Berlin berufen, zunächst als Extraordinarius, ab 1870 als Ordinarius für Romanische Philologie. Grundlage seine Lehr- und Forschungstätigkeit ist die Philologie der romanischen Sprachen des Mittelalters (vgl. Curriculum).
  • In Toblers Berliner Zeit erfolgt die Institutionalisierung der Romanistik, ab 1877 mit dem „Romanisch-Englischen Seminar“, das 1896 zum „Romanischen Seminar“ wird – es ist zunächst im Hauptgebäude untergebracht, bevor es ab 1903 an verschiedene andere Standorte umzieht.
  • Zu Beginn des 20. Jahrhunderts werden als romanische Sprachen von Lektoren und Sprachlehrern Französisch, Italienisch, Rumänisch (Lektorat ab 1912), Spanisch (Lektorat ab 1922) und Portugiesisch (Lektorat ab 1923) unterrichtet.
  • Von 1910-1920 ist Heinrich Morf Inhaber des Lehrstuhls für Romanische Philologie, wo er sich in Abgrenzung von Toblers streng philologischen Studien v.a. als Literaturhistoriker und Feldforscher profiliert, der die Beziehungen zwischen Sprach- und Kulturwandel untersucht; außerdem wird 1919 ein Extraordinariat für Romanische Philologie geschaffen, an dem von 1922-25 der Max Leopold Wagner lehrt.
  • 1920 übernimmt Eduard Wechssler das literaturhistorische Ordinariat, das er bis 1937 bekleiden wird. Er radikalisiert die phänomenologisch geprägte Kulturkunde, wie sie u.a. von Morf betrieben wurde, zu einer Wesenskunde mit völkischen Anklängen.
  • 1925 folgt Ernst Gamillscheg Wagner auf dem sprachhistorischen Extraordinariat für Romanistik nach und bekommt Status eines Ordinarius; es etabliert sich zunehmend die Trennung von Literatur- und Sprachwissenschaft.
  • In den Jahren des Nationalsozialismus propagiert die Berliner Romanistik (vertreten neben Gamillscheg nach Wechsslers Weggang u.a. durch den Literaturwissenschaftler Emil Winkler) „mehrheitlich völkische Konzepte und rassenkundliche Diskurse“ (M.-L. Bott), es gab jedoch auch Mitarbeiter*innen im Widerstand (wie z.B. Margot Sponer).
  • Beim Wiederaufbau der ehemaligen Friedrich-Wilhelms-Universität (ab 1949: Humboldt-Universität) schrumpft die Romanistik in der DDR im Zuge der II. Hochschulreform 1951 zu einem marginalen Fach.
  • 1957 wird Rita Schober auf den Lehrstuhl für Romanische Philologie berufen, wo sie das Ziel des Aufbaus einer Gesamtromanistik verfolgt und sich selbst vor allem die Frankoromanistik und der Literaturtheorie widmet.
  • 1968/69 wird die HU-Romanistik im Zuge der III. Hochschulreform der DDR Teil der Sektion „Philologien - Germanistik" (später "Sektion Fremdsprachliche Philologien"), ab 1980 existiert eine eigenständige Sektion für Romanistik. Besonderen Stellenwert genießt dabei die Ausbildung von Dolmetscher:innen.
  • Ab 1969 konzentriert sich ein Teil der romanistischen Forschung in der DDR am Zentralinstitut für Literaturgeschichte an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
  • Nach der Wende besteht das Institut für Romanistik zunächst an seinem zu DDR-Zeiten bezogenen Standort in der Clara-Zetkin-Straße 1 (heute Dorotheenstraße) weiter, bevor es in den Neunzigerjahren in das August-Boeckh-Haus in der Dorotheenstraße 65 umzieht.
  • Mit ihren sieben festen Professuren und insgesamt über 40 Mitarbeitenden vertritt die HU-Romanistik heute vor allem die französisch-, die italienisch- und die spanischsprachigen Kulturen, sie ist vielfältig in Berliner Forschungszusammenhängen vernetzt (wie dies etwa das Beispiel der Lateinamerika-Forschung zeigt).

Einzelne Themenschwerpunkte zur Geschichte der HU-Romanistik